Bunter Melodienstrauß zum Jubiläum

Der Männerchor Hepsisau feiert sein 100-jähriges Bestehen - Freundschaftssingen in der Zipfelbachhalle

Etwas ganz Besonderes schenkte sich der Männerchor Hepsisau zu seinem Jubiläum: Sechs Gastchöre und der eigene Chor sangen sich am Samstagabend in die Herzen der Zuhörer. Mit einem bunten Strauß an Melodien wurde in der Zipfelbachhalle die Bandbreite des Chorgesangs aufgezeigt und Sängerfreundschaft gepflegt.

Weilheim-Hepsisau. Die 28 Herren des Männerchors unter der Leitung von Daniela Wolff streuten mit dem Begrüßungslied „Musik ist Trumpf“ sogleich die passende Botschaft. Vorsitzender Roland Braun hatte die Lacher auf seiner Seite, als er die Zuhörer bei der Begrüßungszeremonie darum bat, „während des Chorvortrags den Saal nicht zu verlassen“ - eine „Gefahr“, die tatsächlich nie drohte. Mit „Frisch gesungen“ von Friedrich Silcher und einer kroatischen Volksweise hielten die Hausherren weitere Leckerbissen parat.

Ältester Verein des Abends war der 1880 gegründete Männergesangverein Bräunlingen. Dessen erstes Lied „Vom See bis an des Maines Strand“ entpuppte sich als Hommage an die geliebte badische Heimat. Der Bräunlinger Festredner hatte für die Hepsisauer nicht nur ein großes Stück Schwarzwälder Schinken sondern auch Lob im Gepäck. „Ihr habt im Chor etliche Junge dabei“, stellte er im Hinblick auf die vergleichsweise gute Altersstruktur der Mannen vom Zipfelbach fest. Solide Liedvortrage prägten den Auftritt der Südbadener, wobei die georgische Volksweise „Suliko“ auffällig flott gesungen wurde. Zum Schluss kamen mit dem Volkslied „Abendfrieden - Die Nacht ist von den Bergen gestiegen“ - die großen Gefühle.

Die längste Anfahrt hatte der Männergesangverein Lehen. Der 1971 nach Freiburg eingemeindete Flecken hat mit Bernhard Schätzle nicht nur den Erzeuger des mitgebrachten Weines „Lehener Bergle“ in den eigenen Reihen. Der aktive Sänger ist zudem Mitglied des Landtags. Das erste Lied der Breisgauer „Lebe, liebe, lache“ forderte dazu auf, dem Glück guten Tag zu sagen. Auch die anderen Weisen erzählten von der Heimat, der Liebe und vom Wein. Beim Schlussstück „Spiel Zigan“ waren indes ungarische Klänge zu hören.

Brigitte Meisriemler, Vorsitzende des Holzmadener Chores und Vizedirigentin, überbrachte die Jubiläumswünsche aus der Urweltgemeinde. Der Frauenchor wusste mit den Kanons „Singen macht Spaß“ von Uli Führe und „Samba Brasil“ - begleitet von einer einfühlsamen Percussion - zu gefallen. Weitere Lieder wie „Über den Wolken“ wurden mit einem dreistimmigen, gemischten Chorsatz zu Gehör gebracht. Bei den neu arrangierten Melodien sangen die vier verbliebenen Männer gemeinsam im Bass - und überzeugten.

Nach der Pause trat der Liederkranz aus Neidlingen - verstärkt mit Sängern aus Unterlenningen - aufs Podium. Dirigentin Elisabeth Friedl ging auf das illustre Verhältnis zwischen Neidlingen und Hepsisau ein, das heutzutage nur noch herzlich sei und sich von der Tradition des „Spächala“ verabschiedet habe. Die Liebe des Chors zur Heimat zeigte sich bei den Liedern „Ihr schwäbischen Berge“ und „Mein Heimattal“. Den größten Applaus erhielt der Gemeinschaftschor bei der Weise „Der Mühljung“.

Eine indianische Weise singend „marschierte“ die Liederlust Ohmden auf die Bühne ein. Chorleiter Bertram Schattel brachte augenzwinkernd Grüße vom „Hinterland“ Ohmden ins Hinterland Hepsisau mit und kündigte zwei „Eingeborenenlieder“ an. „Wach auf, meins Herzens Schöne“ und „Erlaube mir, feins Mädchen“ hießen die beiden Klassiker - jeweils virtuos vorgetragen. Ein Lied nordamerikanischer Sklaven bescherte dem Chorleiter eine leidenschaftliche Soloeinlage und den Zuhörern absoluten Genuss. Passend zur Fußballweltmeisterschaft sang der Chor noch Gospels aus Afrika. Mit „We are marching in the Light of God“ - zweisprachig angestimmt - endete die Ohmdener Interpretationskunst.

Der zweite Auftritt der Lehener war anfangs dem Sänger Udo Jürgens gewidmet. Das frisch vorgetragene Medley barg „Ich war noch niemals in New York“ und „Mit 66 Jahren“. Einer brasilianischen Samba folgte noch ein schwer verständlicher Kanon, bei dem immer nur der Satz „Reg di nett so uff“ vernehmbar zu hören war.

Die englischsprachige Literatur hatte es dem Chor „Salto Vocale“ des Weilheimer Gesangvereins unter der Leitung von Andreas Baumann angetan. Gefällige Melodien wie „Down by the Riverside“ und „You raise me up“ fanden großen Anklang beim Publikum. Mit Joe Dassins „Les Champs-Élysées“ sowie „Money, Money, Money“ und „Mamma Mia“ der Popgruppe Abba kam Europa auf die Bühne und ein anspruchsvoller Konzertabend zu seinem Ende.

Rainer Stephan