125 Jahre Chorgesang und 100 Jahre Vereinsfahne beim Männerchor Hepsisau

Das scheidende Jahr 2014 ist in der Geschichte des Hepsisauer Männerchores historisch gesehen sehr bedeutsam: Der Verein kann sich nachweislich über 125 Jahre seines Bestehens freuen.

Weilheim. Blickt man von heute gesehen chronologisch auf die Geschichte des Vereins zurück, so gibt es in der Vergangenheit einige markante Punkte, die bedeutsam sind. Vor 50 Jahren etwa wurde in Hepsisau das erste große Zeltfest der Sängervereinigung „Limburg" abgehalten. Diese Chorvereinigung gründete sich 1963 in einer Zeit, als es noch keine Dorf- und Stadtfeste und keine Hocketsen in ihrer heutigen Form gab und nur wenige Gemeinden über eine Festhalle für derartige Veranstaltungen verfügten. Das Sängerfest war in der Limburg-Region sehr beliebt und über die jährliche Ausrichtung musste anfangs immer abgestimmt werden. Im chorischen wie im organisatorischen Bereich haben sich die Zeiten gewandelt und die Chorgemeinschaft ist in der Zwischenzeit fast zum Erliegen gekommen. Die weiteren jahresbedingten Jubiläen wurden beim Männerchor Hepsisau aber immer entsprechend dem historischen Datum gefeiert: im Jahr 2010 das Hundertjährige, 1985 das 75-jährige, 1960 das 50-jährige Jubiläum. In den ersten Jahrzehnten des Vereinslebens waren auch zwei große Weltkriege zu überstehen, verbunden mit Unterbrechungen und Verlusten vieler junger Sänger und Vereinskameraden. In der noch friedlichen kaiserlich-königlichen Zeit kurz vor Beginn der großen Weltkatastrophe, fand am 5. Februar 1914 eine Mitgliederversammlung statt. Dabei wurde die Anschaffung einer Vereinsfahne beschlossen. Im Protokoll heißt es: „Der Drang nach einem äußeren Zeichen der Zusammengehörigkeit wurde in den Mitgliedern immer mächtiger." Das herrlich gestickte Exemplar, das ausgesucht wurde, stammte aus der Stuttgarter Fahnenfabrik Böbel und Michelfelder, kostete 300 Mark und wurde am 24. Mai 1914 mit einem großen Fest in Hepsisau eingeweiht. Die Vereinsgründung des ursprünglichen Vereins ,,Frohsinn Hepsisau" geht auf das Jahr 1910 zurück. Bei der Gründungsversammlung hieß es: ,,Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen." Aus diesem Schiller-Zitat ist herauszulesen, dass eventuell schon früher ein Chor in Hepsisau existiert hat. Weiter heißt es im Aufschrieb, dass die teilweise versteckten, teilweise aber auch nur aufgehobenen Männerstimmen wieder aufleben sollen. Bei den Recherchen zum hundertjährigen Bestehen des Vereins wurde auch eine Urkunde aufgefunden, mit der der Sänger Jakob Schumann schon im Jahr 1921 für25-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde. Beim benachbarten Liederkranz Neidlingen war in einer Festschrift verzeichnet, dass der Frohsinn Hepsisau schon im Jahr 1892 bei der Fahnenweihe mitgesungen hat - dies war die bis dato älteste Aufzeichnung über die Existenz eines Hepsisauer Gesangvereins. Es wurde im Jahr 1992 aber von einer 100-Jahr-Feier abgesehen, da bereits die Vermutung bestand, dass der Verein noch älter sein könnte. Tatsächlich entdeckte nach einiger Zeit der Chronist und Schriftführer Wilhelm Braun einen weiteren Nachweis über den Gesangverein. Dieser ist erfreulicherweise auf die Gründung des Schwäbischen Albvereins im Jahr 1889 in Plochingen zurückzuführen: Bei der ersten Hauptversammlung in Plochingen am 5. Mai wurde eine Festfahrt auf den Breitenstein beschlossen und am 30. Mai 1889 zum Himmelfahrtstag auch ausgeführt. Nach der Bahnfahrt von Stuttgart nach Kirchheim wanderte die Gruppe von etwa 130 Personen auf den Breitenstein, und nach mehreren Ansprachen und Huldigungen durch Dr. Salzmann wurde der Abstieg durchs Zipfelbachtal nach Hepsisau angetreten. Wörtlich heißt es im Vereinsblatt des Albvereins: „in Hepsisau war alles auf den Beinen und der Liederkranz sang dem Albverein die ersten Begrüßungslieder." Somit ist also der absolute Nachweis über die Existenz eines Gesangvereins in Hepsisau mit den wechselnden Namen Liederkranz, Frohsinn und Männerchor mindestens seit Mai 1889 erbracht.

Wilhelm Braun - Teckbote, 16.12.2014